Habituelle Orientierung bei der Bearbeitung von Unterrichtsstörung

Kurzbeschreibung:

Unterrichtsstörungen sind ein fester Bestandteil im Alltag von Lehrkräften. Es existieren verschiedenste theoretische Ansätze, um Unterrichtsstörungen vorzubeugen und diesen im Unterricht entgegenzutreten. Nach welchen habituellen Orientierungen Lehrkräfte Unterrichtsstörungen in spontanen Situationen aber ohne Rückgriff auf Alltagstheorien bearbeiten, wurde von der Forschung bisher weniger beachtet. Hier soll das Studienprojekt anknüpfen.  

Theoretischer Hintergrund:

Ergebnisse:

Diskussion:

Es gelang nicht immer, die Studienteilnehmerin zu narrativen Äußerungen zu animieren. Oftmals blieben die Äußerungen auf der beschreibenden Ebene. Zudem konnte über den gesamten Zeitraum des Interviews die Praktikanten-Expertinnen-Rollenverteilung nicht überwunden werden, sodass außerdem die Textsorten der Bilanzierung, der Argumentationen und der Belehrungen im Interview zu finden sind.

Durch die geringe Anzahl an Stichproben kann keine generalisierende Aussage über die Bearbeitung von Unterrichtsstörungen durch Lehrkräfte getroffen werden. Hierzu bedarf es einer größeren Stichprobe, die einer Kontrastierung zu Grunde liegt und so der Heterogenität Rechnung trägt.

Es konnten mit dem verwaltenden Charakter, der Selbstdisziplinierung und der Herausnahme der eigenen Person bei den Konsequenzen drei Orientierungen rekonstruiert werden, nach denen die Studienteilnehmerin Unterrichtsstörungen bearbeitet.

Bei der Lehrkraft konnte eine Diskrepanz zwischen der Beschreibung des eigenen Vorgehens bei Unterrichtsstörungen, dem expliziten, und den Orientierungen, nach denen die Studienteilnehmerin Unterrichtsstörungen spontan bearbeitet, dem implizitem Wissen, gezeigt. Diese Ergebnisse schließen an Bressler und Rotter [1] an, dass Lehrkräfte im Unterricht intuitiv auf Rückgriff nach habituellen Orientierungen handeln.

Das eigene explizite Wissen um gewünschte Handlungsmuster in Bezug auf Unterrichtsstörungen sollte immer mit dem impliziten Wissen und den einhergehenden tatsächlichen Reaktionen auf Unterrichtsstörungen reflektiert werden. Zudem können transparente Verhaltensregeln für den Unterricht helfen Unterrichtsstörungen vorzubeugen. Letztlich sind Gründe für Unterrichtsstörungen vielfältig. Reaktionen auf Unterrichtsstörungen sollten die Gründe der Schüler*innen für ihr Verhalten einbeziehen.

Tipp zur Durchführung:

Solltet ihr ein ähnliches Interview durchführen wollen wählt eine Lehrperson aus, die ihr bereits kennt und zu der ihr bereits eine Beziehung aufbauen konntet. Es ist auch förderlich, wenn es eine Person ist, die von sich aus gerne erzählt und nicht immer aufgefordert werden muss. Für das Interview solltet ihr euch gut vorbereiten. Neben den Fragen, die ihr quasi abarbeitet, lohnt es sich vorher Überlegungen anzustellen, wie ihr Studienteilnehmer*innen noch zu weiteren narrativen Äußerungen animieren könnt. Im Interview fällt dies spontan oftmals schwer.

Literatur:

[1] Bressler, C. & Rotter, C. (2019). Begegnung auf Augenhöhe? Der Umgang mit der Asymmetrie in der Lehrer-Schüler-Beziehung. In C. Bressler & C. Rotter & C. Schülke (Hrsg.), Lehrerhandeln – eine Frage der Haltung? (S. 194-218). Basel, Weinheim: Beltz Juventa Verlagsgruppe Beltz.

[2] Kleemann, F. & Krähnke, U. & Matuschek, I. (2009). Interpretative Sozialforschung. Eine praxisorien- tierte Einführung. Wiesbaden: VS Verlag für Sozialwissenschaften.

[3] Kowalski, M. (2020). Nähe, Distanz und Anerkennung in pädagogischen Beziehungen. (Studien zur Schul- und Bildungsforschung, Bd. 80). Wiesbaden: Springer VS.

[4] Przyborski, A. & Wohlrab-Sahr, M. (2014). Qualitative Sozialforschung. Ein Arbeitsbuch.München: Oldenbourg Verlag.

[5] Scherzinger, M. & Wettstein, M. (2019). Unterrichtsstörungen verstehen und wirksam vorbeugen. Stuttgart: Verlag W. Kohlhammer.

Profil:

Sven Schibgilla studiert an der Universität Duisburg-Essen die Fächer Geschichte und Informatik auf Lehramt für Gymnasien und Gesamtschulen.

Ich werde Lehrer, weil ich Schüler*innen die Relevanz der Geschichte auf ihr Leben vermitteln möchte, aber ihnen auch ein selbstbestimmtes Leben in einer digitalisierten Welt ermöglichen möchte. 

Bressler, C. & Rotter, C. (2019). Begegnung auf Augenhöhe? Der Umgang mit der Asymmetrie in der Lehrer-Schüler-Beziehung. In C. Bressler & C. Rotter & C. Schülke (Hrsg.), Lehrerhandeln – eine Frage der Haltung? (S. 194-218). Basel, Weinheim: Beltz Juventa Verlagsgruppe Beltz.

 Flick, U. (2011). Episodisches Interview. In ders. & G. Oelerich & H.-U. Otto (Hrsg.). Empirische Forschung und Soziale Arbeit. Ein Studienbuch (S. 273-280). Wiesbaden: VS Verlag für Sozialwissenschaften.

Krüger, H-H. & Pfaff, N. (2008). Die Dokumentarische Methode als übergeordnete Auswertungsstrategie. In ders. et al. (Hrsg.), Kinder und ihre Peers. Freundschaftsbeziehungen und schulische Bildungsbiographien (S. 26-30). Opladen, Farmington Hills: Verlag Barbara Budrich.

 Scherzinger, M. & Wettstein, M. (2019). Unterrichtsstörungen verstehen und wirksam vorbeugen. Stuttgart: Verlag W. Kohlhammer.

Das Praxissemester war für mich eine tolle Zeit, um endlich auch praktische Erfahrungen zu sammeln. Neben dem Kennenlernen der Institution Schule konnte ich auch meine eigene Lehrerpersönlichkeit in der Praxis erproben. Durch das Praxissemester habe ich viele praktische Erfahrungen und Tipps für die Zukunft mitnehmen können.